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Am allermeisten Angst macht mir auf Erden,
jeder Spiegel, in dem man scheinbar sich selbst anschaut,
denn er zeigt den Ort, wo wir gehalten werden,
auch ich habe schon – zu lange – diesem Bild vertraut.
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Doch nun, wenn ich hinein schau sehe ich,
nur eine schnöde Hülle,
wenn ich hinein schau, ja dann sehn ich mich,
nach: Ein wenig mehr Fülle.
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Ich mein damit nicht körperlich,
nein, davon hab ich reichlich,
und find es so schon widerlich,
nein, was ich mein, ist geistig!
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Letztens lag ich mal verkatert,
und ganz allein in meinem Bett,
hab mir mein Gehirn zermartert,
und fand das Gefühl ganz nett.
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Ich fühlte innen große Ruhe,
und auch massiv viel Platz,
mein Körper war ne Riesen-Truhe,
ich darin wie ein kleiner Spatz.
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Auf einmal war ich überfordert,
fühlte mich spontan so klein,
mein Kopf hat Aspirin geordert,
doch meine Seele – ließ es sein.
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Auf einmal war’s, als wär das Band,
was Geiste mit dem Rest verbindet,
nicht die Mitte, sondern nur der Rand,
von dem, was sich in uns befindet.
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Ich sah es klar, mit innren Augen,
der Körper ist nur ein Bandit,
er lebt um dir den Geist zu rauben,
und zehrt dran, wie ein Parasit.
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Ich ließ mich fallen, mir wurd ganz klar,
der Körper gibt nur scheinbar Halt,
Seelen-Freiheit macht sich rar,
mit ihr verschnürt und angeschnallt!
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Unsanft zwang er meinen Geist zurück,
in seine kleine Flasche,
dieser war nicht grad entzückt,
und schwor dem Körper Rache.
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Seitdem erscheint mein Spiegelbild
mir unheimlich und groß,
und in mir wird die Seele wild,
und schämt sich für ihr Los.
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Sie freut sich mit mir auf den Tag,
an dem jemand an der Flasche reibt,
dann liegt der Körper kalt im Sarg,
und die Seele ist erlöst, befreit!
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von Carl Knüpfer